Mittwoch, 17. Januar 2018

[ #schrift ] Lettern der Macht: Die beste Schrift der Welt


Weltweit finden sich heute mehrere hundert Schriften, etwa dreihundert.

Veränderung oder Perpetuierung sozialer Ungleichheit. Die christliche Mission, Gutenberg und Microsoft als jüngste Speerspitze westlichen Kulturimperialismus haben das lateinische Alphabet zur weitestverbreiteten Schrift gemacht. Doch während die Gemeinschaft der Internetbenutzer stetig wächst, geht der Anteil des Englischen und damit auch der lateinschriftlichen Kommunikation im Kyberraum zurück. Von 1996 bis 2007 hat sich der Anteil des Englischen von mehr als 80 auf 31 Prozent reduziert.  Rein systematisch betrachtet gilt Koreanisch als die beste Schrift der Welt. Sie verbindet profunde phonetische Analyse mit Einfachheit und Schönheit der Darstellung und ist für Koreanisch ebenso wie für andere Sprachen geeignet. Doch auch in Zukunft wird Schrift das sein, was sie in der Vergangenheit war: eine Kraft der Veränderung und ein Mittel der Perpetuierung sozialer Ungleichheit.

Die Schrift stellt eine der größten zivilisatorischen Errungenschaften dar. Sie ist so prägend, dass wir uns eine Gesellschaft ohne Schrift gar nicht vorzustellen vermögen. Wie ist es zu dieser Vielfalt gekommen? Worin unterscheiden sich Schriften? Und: Sind manche besser als andere? Um diese Fragen zu beantworten, kehren wir zu den ersten Schreibübungen der Menschheit zurück. Wir betrachten jene ursprünglichen Schriftsysteme und gehen der Frage nach, wie und weshalb sie sich verändert haben.


Der Vortrag von Prof. Dr. Florian Coulmas 
Senior-Professor für Japanische Gesellschaft und Soziolinguistik Universität Duisburg-Essen, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Dialog im Museum“ am 05. Dezember 2017 im Stuttgarter Mercedes-Benz Museum

Das führt zum Zusammenhang von Schrift und Sprache. Die Maxime, die Kindern in der Schule beigebracht wird: „Schreib, wie du sprichst“, suggeriert eine klare Richtung: Erst Sprache, dann Schrift – die allerdings in die Irre führt. Die Schrift ist sowohl Abbild als auch Vorbild der Sprache – und gestaltet in oft überraschender Weise unsere Sicht auf die Welt sowie auf uns selbst.

Der Autor. Florian Coulmas ist Senior-Professor für Japanische Gesellschaft und Soziolinguistik am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Er forschte und
lehrte an verschiedenen Universitäten in Japan, USA und Deutschland und war von 2004 bis 2014 Direktor des Deutschen Instituts für Japanstudien in Tokio. 2016 wurde Coulmas mit dem Meyer-Struckmann-Preis ausgezeichnet. Er ist Mitherausgeber des „International Journal of the Sociology of Language“. Zu seinen wichtigsten Werken gehört das Handbuch „Blackwell Encyclopedia of Writing Systems“.


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